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Hitlers Edeljude

Das Leben des Eduard Bloch

Dr. Eduard Bloch (1872-1945) war in Linz Hausarzt von Adolf Hitlers Mutter Klara. Aufopfernd begleitete er ihr Sterben. Damals entwickelte sich eine herzliche Beziehung zwischen dem frommen Juden und dem 18-jährigen Hitler. Die Autorin Brigitte Hamann erzählt in einer Biografie von Bloch und dessen großer Familie. Auch die absurde These, Bloch sei der Auslöser für Hitlers Antisemitismus gewesen, wird hier widerlegt.

Am 14. Januar 1907 erscheint in Dr. Blochs Praxis in Linz eine ihm bis dahin unbekannte, etwa 50-jährige Frau. Sie klagt über starke Schmerzen in der Brust. "Nach genauer Untersuchung", wird Bloch später in seinen Memoiren notieren, "konnte ich mit Sicherheit das Vorhandensein einer bösartigen Neubildung feststellen. Eine derartige Diagnose war damals mit einem Todesurteil gleichbedeutend. Diese blasse, hilfesuchende Frau war Klara Hitler, die Mutter Adolf Hitlers."

"Große Liebe zwischen Klara und Adolf"

Portrait von Klara Hitler, der Mutter Adolf Hitlers. Quelle: ap
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Klara Hitler - die schwerkranke Mutter

Adolf ist damals gerade 18 Jahre alt und sehr berührt. "Sein langes, bleiches Gesicht war verstört", erinnert sich Bloch, "Tränen flossen aus seinen Augen. Hatte denn seine Mutter, fragte er, keine Chance? Erst dann realisierte ich, wie groß die Liebe zwischen Mutter und Sohn war."

"Diese Mutter," bestätigt auch die Historikerin Brigitte Hamann, "war eine Heilige für ihn. Tatsächlich eine sehr sympathische Frau, die sehr lieb zu ihren Kindern war. Und dann war der junge Adolf Tag und Nacht an ihrem Bett, er hat sie gepflegt, er hat sie gewaschen, er hat ihr erzählt, wenn sie die Augen aufgemacht hat. Und Bloch war unglaublich fasziniert von dieser engen Bindung dieses jungen, ja hilflosen Sohnes und dieser auch sehr tapferen kranken Frau."

Dankesgrüße von unterwegs

Ein Jahr lang behandelt Bloch Klara Hitler aufopferungsvoll, kommt am Ende täglich zum Hausbesuch. "Die Krankheit, an der Frau Hitler litt, verursachte sehr starke Schmerzen. Sie trug ihre Last tapfer ohne Wanken und Klagen. Aber ihren Sohn schien der Schmerz der Mutter zu martern. Sein Gesicht war angstverzerrt, wenn er sah, wie die Schmerzen ihr Gesicht zusammenzogen. Es konnte nur noch sehr wenig getan werden."

Cover: "Hitlers Edeljude". Quelle: Piper Verlag
Piper Verlag
Dr. Ernst Bloch mit seinen Enkeln

Klara Hitler stirbt im Dezember 1907. Bloch hat das Bild des trauernden Sohnes noch Jahrzehnte später vor Augen: "In meiner ganzen Karriere habe ich niemanden gesehen, der so vom Kummer vernichtet war, wie Adolf Hitler." Adolf dankt Bloch aufrichtig für die Fürsorge. Dann verlässt er Linz. Die beiden werden sich nie wieder begegnen. Nur Postkarten erhält Bloch anfangs noch gelegentlich. "Von meiner Wiener Reise die herzlichsten Grüße - Ihr stets dankbarer Patient Adolf Hitler." Und: "Die herzlichsten Neujahrswünsche - Ihr stets dankbarer Adolf Hitler."

"Edeljude" Bloch

Über 30 Jahre später. Am 12. März 1938 zieht Hitler unter großem Jubel der Bevölkerung in Linz ein. Kaum im Rathaus angekommen, erkundigt er sich bei Hofrat Adolf Eigl: "Sagen Sie, lebt mein guter alter Dr. Bloch noch? Ja, wenn alle Juden so wären wie er, dann gäbe es keinen Antisemitismus."

"Ein völlig schwachsinniger Satz," wie Hamann zu recht konstatiert, "aber Dr. Bloch hat sich dadurch geschmeichelt gefühlt, weil man ihm das ja sofort weitergesagt hat. Und er war dann so stolz darauf. Das ist ja die Schwierigkeit: Er hat diesen jungen Mann geliebt und jetzt kam der, ja klar, auch als bekannter Antisemit und alle Juden haben sich gefürchtet, und er hat sich auch gefürchtet. Aber andererseits hat er auch gedacht: 'Mir und meiner Familie wird nichts passieren, denn der Hitler hat ja am ersten Tag gesagt: Der Bloch ist ein Edeljude. Er wird mich sicher schützen.' "

Familie Bloch als "Ehrenarier"?

Palais Weißenwolf in Linz: Die ehemalige Praxis von Dr. Eduard Bloch. Quelle: Anzi9
Anzi9
Palais Weißenwolf: Dr. Blochs ehemalige Praxis

Und tatsächlich. Während die Situation für die Juden in Linz zusehends bedrohlicher wird, Verhaftungen, Enteignungen und Schikanen an der Tagesordnung sind, steht Bloch unter ausdrücklichem Schutz der Gestapo. Er muss keinen Judenzettel am Haus haben, kein "J" auf seinen Lebensmittelkarten. Er darf seinen Pass behalten, sein Telefon und seine Wohnung, die nicht ein einziges Mal von der Gestapo untersucht wird. Die schützt nicht nur sein Leben, sie will ihn sogar zu einem der ihren machen: "Im Auftrag von Hitler", so Hamann, "sagte die Gestapo zu Bloch: 'Wir geben ihnen sofort neue Papiere, und dann sind Sie und Ihre Frau Ehrenarier und es wird ihnen nie etwas passieren.' Da hat der fromme Bloch gesagt, das kann er nicht machen. Das ist ja klar, dass er das nicht machen kann, der war ja ein gläubiger Jude."

Immer wieder setzt sich Bloch bei der Gestapo auch für andere Juden ein - mehrfach mit Erfolg. Aber als schließlich sogar seine Tochter und die Enkel ins Ausland fliehen, hält auch Bloch und seine Frau nichts mehr. Sie reisen in die USA aus, wo Eduard Bloch 1945 stirbt - ohne den großen Zwiespalt seines Lebens gelöst zu haben: Wie konnte dieser junge Mann, den er so besonders gern mochte, und der ihn, Dr. Bloch ja auch mochte, zum größten Verbrecher aller Zeiten werden?

Biografie klärt umstrittende Theorien auf

Mehr als 30 Jahre nach seinem Tod, Ende der 70er Jahre, ist Bloch plötzlich wieder im Gespräch - und zwar als Verursacher des Hitlerschen Antisemitismus. Wie bitte? Der amerikanische Historiker Blinion, ein Vertreter der sogenannten Psychohistorie, mutmaßt: Weil Bloch Klara Hitler nicht habe heilen können, habe Hitler ihn - natürlich unterbewusst - gehasst. Und mit ihm dann alle Juden. Eine These, die ernsthaft diskutiert wurde - auch in Deutschland. Bloch schuld am Holocaust? Solche Theorien hat Brigitte Hamann nun mit einer umfassenden, minutiös recherchierten Biografie des Linzer Arztes für alle Zeiten widerlegt.

Quelle: ZDF

Gemäß Wikipedia wurde Hitler übrigends von seinem Halbbruder William Patrick Hitler wegen seiner "jüdischen" Abstammung erpresst.

Besonders "germanisch" sah dieser Hitler jedenfalls nicht aus. Stellt sich die Frage wer Hitler selbst zum "Ehrenarier" ernannt hat?
Was wäre der Zionismus ohne sog. "Anti-Semitismus"?

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